Digitalisierung: Jeder vierte Arbeitsplatz bedroht?

Roboter und Computer könnten jede vierte Arbeitskraft ersetzen: Das ist das Ergebnis einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Der Anteil der Betroffenen mit hohem „Substituierbarkeitspotential“ im Segment der „einfachen Helfertätigkeiten“ liege gar bei 58 Prozent, heißt es. Das klingt höchst dramatisch.

Darüber berichtet die Frankfurter Allgemeine heute. Das IAB ist die Forschungsinstitution der Bundesagentur für Arbeit mit Sitz in Nürnberg.

 

Dramatische Ergebnisse

 

Schon seit Jahren kommen Studien zu bedrohlichen Resultaten:

  •           Arbeitnehmer in Verwaltungsbereichen seien massiv bedroht.

  • Für einfache Hilfstätigkeiten hatte das IAB vor 3 Jahren ein Substituierbarkeitspotential von 15 Jahren angegeben.
  • Maschinen würden mehr und mehr Menschen auch in qualifizierteren Positionenen arbeitslos machen.

Jedoch, so ergänzen die meisten Forscher, würden zugleich auch neue Arbeitsplätze entstehen – also eine Entwarnung?

 

Der Heizer auf der E-Lok

 

In Großbritannien führte die Konfrontation mit dem technischen Fortschritt in den 1970er Jahren zu einer Kuriosität: Die Gewerkschaften, die ihre Mitglieder vor den Konsequenzen des Fortschritts zu schützen vorgaben, bewirkten für die ehemaligen Heizer der ausrangierten Dampflokomotiven eine Sicherung ihrer Arbeitsplätze dadurch, dass sie nunmehr auf E-Loks mitfuhren – ohne Beschäftigung: Sie guckten in die Landschaft. Erst später setzte sich die Erkenntnis durch, dass solche Nutzlosigkeit depressiv und krank machen kann.

 

Und die Arbeit 4.0?

 

Tatsächlich muss man davon ausgehen, dass schon die Erfindung des steinernen Faustkeils eine Bedrohung für dessen Vorgänger-„Industrie“ (ein Handwerk) darstellte. Aber ebenso, dass umgehend neue Nachfrage entstand: Steinzeit-Frau und -Mann wollten plötzlich Biber-, Waschbär- und andere Pelze tragen, statt immer nur langweiliges Mammut.

 

Dass die Arbeitszeit in den 1950er/1960er Jahren von 48 auf 40 Wochenstunden sinken konnte, wird als Ergebnis wachsender Produktivität aufgrund technischen Fortschritts angesehen. Und wenn sie demnächst weiter sinken sollte: prima! Aber es werden neue Aufgaben hinzutreten – aufgrund der demographischen Entwicklung, der wachsenden Nachfrage z. B. nach psychologischen Studien, des politischen, also gesetzgeberischen Regelungsbedarfs in der Zukunft, und, und, und...

 

So steht in dieser Entwicklung eines fest: Der Einzelne schützt sich im schnellen Wandel und den disruptiven Entwicklungen am besten dadurch, dass er am Lifelong Learning teilnimmt, seine Kompetenzen vertieft und erweitert – und ggf. seine Perspektiven und Potentiale neu analysiert. Sich dabei professioneller Hilfe zu bedienen, zeugt von Verstand. Denn niemand kann allein alles überblicken.

 

ri