Kochbuch schlägt F.A.Z. – Macht Zahlen zu Ziffern!

„Durchschnittlich 5,36 Millionen Zuschauer“ sahen am Samstag die Sportschau, so die F.A.Z. – und: Normalerweise waren es zuletzt nur „zwischen vier und fünf Millionen“. Warum nicht „zwischen 4 und 5“, oder „4 bis 5“? Weil Deutschlehrer es so wollten? Ein Kindheitstrauma? …und in Präsentationen & Co.?!

 

Und dabei ist es nichts als ein Überbleibsel einer Buchdrucker-Regel. Veraltet! Der Duden fordert hier die Zahlwörter nämlich keineswegs.

 
Warum im Deutsch-Aufsatz?

 

Und das entgegen weitverbreiteter Vermutung. Teste es, und du siehst, dass viele Leute lediglich behaupten, es handele sich um eine Duden-Regel – ohne es zu wissen. Haben deren Deutschlehrer es ihnen damals eingetrichtert?

Kaum eine Regel aus dem Deutsch-Unterricht ist wohl so hartnäckig in unseren Köpfen verhakt wie die, Zahlen zwischen 1 und 12 seien als Wörter (eins, zwölf) zu schreiben, und erst ab 13 dürften Ziffern verwendet werden. Dabei zeigt bereits dieser Absatz, wie sinnvoll die Ziffern sind: Die „1“ und die „12“ signalisieren sofort: „Achtung, Info! Achte auf den Inhalt: auf den Zahlenwert an sich.“

 

Kein Kochbuch der Welt

 

Wolf Schneider (*1925), Journalist, Sprachlehrer und -kritiker, schreibt in seinem Buch „Deutsch fürs Leben. Was die Schule zu lehren vergaß“, S. 144 f. (13. Aufl. 2004): „Es gibt keinen ersten Januar“, „Nichts steigt von elf auf 13 Prozent“, und zum „Temperatursturz von 34 auf vierzehn Grad“ (F.A.Z.): „doppelt töricht, weil kein Thermometer die Aufschrift ‘vierzehn‘ trägt.“ Kochbücher machten es schon zu allen Zeiten besser – denn wer hätte dort je von „drei Eiern“ oder „zwei Teelöffeln Zucker“ gelesen? Richtig, es waren 3 Eier.

 

In Präsentationen, Pitches, Info-Texten …

 

…schreiben wir meist intuitiv richtig: nämlich in Ziffern. Nur manchmal, wenn jemand etwas gerade besonders gut machen will, wenn jemand neu ist und unsicher – oder durch Lektüre eines Profi-Druckwerks irritiert –, schleichen sich Zwei & Co. wieder ein. Wohlgemerkt: Sinnvoll ist es, „vier Tage in Paris“ zu schreiben; denn da kommt es weniger auf die Zahl als auf den Herzschlag der zwei(!) an. Doch wenn es um Infos geht: „Zahlen zu Ziffern!“ Erstaunlich, wie oft das in Presse-Mitteilungen, Präsentationen, Pitches, Medien-Meldungen und anderen Info-Texten missachtet wird.

Aber, so Schneider, Obacht im Fall „verschränkter Zahlenreihen“: „Von 19 Ministern des Kabinetts Kohl sind binnen 18 Monaten neun ausgeschieden“, führe in die Irre (wieder F.A.Z.). Von 19 sind 18 ausgeschieden, sei das optische Signal – tatsächlich waren jedoch von 19 Ministern binnen achtzehn Monaten 8 ausgeschieden. Hier sei nach Komplexität und Lesbarkeit zu entscheiden. Es müsse daher heißen: „Zwanzig Briefmarken à 60 Cent, und dreißig à 80 Cent“; denn, so Schneider: „60 und 80, das steht drauf.“ Zu so komplizierten Fällen und Ausnahmen gibt es kaum eindeutige Regeln. Zum Glück sind sie selten.

 

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